„Beziehungskiller Videospiele“ oder „Scheidung wegen Computersucht“ – so oder ähnlich sind diverse Artikel zum Thema Videospiele und Beziehungen übertitelt. Doch viele Paare haben längst einen selbstverständlichen Umgang mit Videospielen. In der Gestaltung des Alltäglichen ist Zocken häufig essenziell, zeigen unsere Erfahrungsberichte.
„Dann kannst du dein blödes Spiel in Zukunft alleine spielen!“
Jede gemeinsame Handlung birgt Konfliktpotenzial. So provozieren natürlich auch Videospiele den einen oder anderen Streit. Exemplarisch dafür ist der Satz: „Dann kannst du dein blödes Spiel in Zukunft alleine spielen!“, der von meiner Partnerin stammt. Überraschend ist, dass es sich bei dem „blöden Spiel“ um „Animal Crossing: New Horizons“ handelte, welches eigentlich den Geist der Harmonie unvergleichbar verkörpert. Wie ist es also möglich, dass eine videospielgewordene Entspannungsreise zu einem Konflikt führt? Die Antwort darauf ist weniger beim Spiel, als bei den Menschen vor der Konsole zu suchen.
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Ich hatte mir in der Weihnachtszeit eine Nintendo Switch gekauft. Da ich wusste, dass meine Partnerin großer „Animal Crossing“-Fan ist und es mir schon von Freund*innen empfohlen wurde, war auch der neue Ableger „New Horizons“ eines meiner ersten Spiele. Was ich jedoch nicht wusste – pro Konsole gibt es nur eine Insel mit einem oder einer Inselsprecher*in, der oder die deutlich größere Gestaltungsmöglichkeiten hat. Da meine Partnerin zuerst mit dem Spiel anfing, hatte Sie dieses Amt inne. Nach und nach wurden mir die für mich daraus resultierenden Einschränkungen bewusst und eines Morgens machte ich meinem Unmut darüber Luft mit einer gehörigen Prise „Hier nimmt mir gerade jemand mein Spielzeug weg“-Mentalität. Bei meiner Partnerin, die gerade auf dem Weg zur Arbeit war, kam das nicht gerade gut an. Als Resultat erntete ich, wie schon erwähnt, den spitz formulierten Vorschlag, mein blödes Spiel in Zukunft alleine zu spielen.

Ein unnötiger Streit wegen eines blöden Spiels also? Könnte man meinen. Doch mich ließ das Gefühl nicht los, dass hier viel mehr verhandelt wurde als das Amt einer Inselsprecherin. Für mich war es der Ausgangspunkt, andere Paare und auch Singles zu befragen, welche Rolle Videospiele in ihrem Dating-Kosmos und Beziehungsleben einnehmen, was ihre Wünsche und Vorstellungen sind, aber auch, ob es deswegen schon einmal Konflikte gab.
„Ich lerne niemanden über Spiele kennen. Erst lerne ich jemanden kennen und dann spiele ich mit dieser Person.“ – Paul
In einer mediatisierten Welt sagen die Filme, die wir gucken, die Musik, die wir hören, die Bücher, die wir lesen und eben auch die Spiele, die wir spielen, einiges darüber aus, wer wir sind und wie wir wahrgenommen werden wollen. So ist es natürlich kein abwegiger Gedanke, sollte man selbst eine Faszination für Videospiele besitzen, dass man sich wünscht, dass der oder die Partner*in diese auch teilt oder wenigstens akzeptiert und wertschätzt. Doch wie sieht das Ganze in der Praxis aus?
Paul ist Single, er hat gerade seine Masterarbeit beendet und ist auf der Suche nach einem Job. Das lässt ihm viel Zeit, sodass er vermehrt Videospiele spielt, aber sich auch wieder stärker dem Dating widmet. Um Frauen kennenzulernen, nutzt er Dating-Apps wie beispielsweise Tinder. Früher haben Games in seinen Beziehungen eigentlich so gut wie keine Rolle gespielt. Doch bietet eine Pandemie aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht gerade die besten Möglichkeiten, um neue Leute kennenzulernen. Genau dabei erlebt Paul Videospiele jetzt als große Hilfe.

„Ich habe eine Frau kennengelernt, die meinte: ‚Hey, ich spiele gerade mit meinen Freunden „Dead by Daylight“. Hol dir das doch auch, dann können wir das gemeinsam zocken.‘ Darüber haben wir dann tatsächlich auch unsere Datingerfahrungen gemacht, bis sich das Ganze auseinandergelebt hat. Gerade date ich auch viel über „Among Us“ und eine Frau hat mich gefragt, ob ich mir nicht „Remnant: From The Ashes“ zulegen will. Das macht aber mein PC nicht mit, also habe ich sie gefragt, ob sie nicht ein MMO mit mir anfangen will, aber da sind wir irgendwie noch nicht weiter.“
Doch so hilfreich Spiele in der aktuellen Situation auch sein mögen, böten sie Paul keine Plattform, über die er mit neuen Leuten in Kontakt komme. Erst lerne er jemanden kennen und spiele dann mit der Person, denn für ihn sei es kein muss, dass seine Dates das Interesse an Videospielen teilen: „Es ist eher nice to have, wenn eine potenzielle Partnerin interessiert an Gaming ist. Ich würde jetzt nicht sagen, ich date eine Frau nicht, die nicht selbst spielt. Das Einzige, was mir wichtig ist, ist, dass die Frau akzeptiert, dass es ein Hobby ist, das ich gerne mache. Wenn der gemeinsame Interessenfaktor nicht da ist, dann ist er nicht da. Das ist schade, aber auch okay, solange halt beide cool damit sind.“
Genauso problematisch wie fehlende Akzeptanz kann allerdings auch ein zu großes Interesse am Hobby Videospiele sein. „Für mich ist es ein schönes Hobby, aber keine komplette Leidenschaft. Es könnte also zum Problem werden, wenn ich eine Frau treffe, für die es eben genau das ist und mir mit Unverständnis begegnet, wenn ich sage ‚hey lass doch mal etwas anderes machen, als die ganze Zeit zu zocken‘. Ich habe ein Paar im Bekanntenkreis, bei denen er sehr viel zockt, aber die Freundin überhaupt gar nicht. Normalerweise kommt sie damit klar, aber ein paar Mal hat er sie schon gezwungen, etwas mit ihm zu spielen. Damit kam sie verständlicherweise gar nicht klar und dann ist es wohl so, dass er sich extrem aufregt und ziemlich aggressiv wird. So eine Reaktion kann ich nicht nachvollziehen.“
„Wenn man dann sauer aufeinander ist, kann man ja nicht die Konsole ausmachen und dann ist es vorbei.“ – Robert
Videospiele in einer Beziehung unterzubringen kann also ein schwieriges Unterfangen sein. Ist es also ein Indikator dafür, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist, wenn das gemeinsame Zocken nicht auf Anhieb klappen will? Nein, meint Journalist Robert* (Name geändert): „Je besser man sich kennt, desto besser kann man diese Konflikte lösen. Nur weil man sehr unterschiedliche Persönlichkeitstypen hat, muss das nicht heißen, dass man nicht zusammenpasst. Wenn man sich schon gut kennt, weiß man ja, wie der andere so drauf ist und kann sich auch darauf einlassen. Wenn man jetzt aber einen Kaltstart hinlegt und sagt: ‚Wir kennen uns noch nicht so lange, aber lass mal zusammen spielen‘ und dann kommt es zu so einer Konfliktsituation würde ich nicht sagen, dass es direkt ein Indikator dafür ist, dass man nicht zusammenpasst.“
In zwei von Roberts längeren Beziehungen waren Videospiele ein vergleichsweise wichtiges Thema und auch regelmäßiges gemeinsames Spielen hatte einen hohen Stellenwert. Diese Situationen hat er allgemein in guter Erinnerung, jedoch gab es auch ab und an Konflikte, zum Beispiel, wenn es darum ging, bestimme Erlebnisse im Spiel zu bewerten: „Der eine findet es cool, der andere findet es scheiße und dann entsteht eine Diskussion.“ Auch eine ungünstige Ausgangssituation könne zum Konflikt führen. Wenn die Partnerin schon genervt gewesen sei und er im Spiel rumblödelte, hätte das auch schon den einen oder anderen Knatsch verursacht. Dabei seien das aber gar keine Konflikte, die so nur in der virtuellen Welt aufträten, sondern Zuspitzungen des schon vorhandenen Zustandes der Beziehung:
„Die Hemmschwelle in einem Spiel-Kontext ist eine höhere, zu sagen: ‚Wir haben jetzt hier einen Konflikt und ich habe keinen Bock mehr‘, als wenn man beim Abwasch, beim gemeinsamen Kochen, beim Einkaufen oder so aneinandergerät, denn das ist kein spaßiger Kontext, das soll keinen Spaß machen. Da ist es näherliegend zu sagen: ‚Du nervst mich mit deinem Verhalten, lass das jetzt anders machen‘, als wenn wir gemeinsam spielen und schon Zeit dafür freimachen, um eigentlich Spaß zu haben. Ich glaube, da erduldet man noch ein bisschen mehr.“
Doch wie ist das nun einzuordnen? Natürlich ist es nie angenehm, mit dem oder der Partner*in einen Konflikt austragen zu müssen. Das gemeinsame Spielen, welches von Paaren immer Kommunikation abfordert, birgt aber nicht nur das Potenzial für Streits, sondern auch zur Verständigung, Klärung und Prävention von Konflikten. Können Videospiele also auch eine Art sicherer Übungsraum für Paare sein? „Ich würde nicht sagen, dass der Raum sicher ist.“, meint Robert: „Wie gesagt, es passiert zwar im Spiel, aber der zwischenmenschliche Konflikt ist real. Wenn man dann sauer aufeinander ist, kann man ja nicht die Konsole ausmachen und dann ist es vorbei. Das muss man dann weiter austragen. Wenn man in einem Spiel etwas falsch macht, ist man ja auch selbstkritisch und vielleicht auch eher auf sich sauer als auf irgendetwas anderes. Das habe ich schon bei mir selbst und bei Partnerinnen erlebt, provoziert eben durch ein Spiel und da war es für mich und auch andersherum für sie tatsächlich eine gute Übung zu überlegen: ‚Wie gehe ich da jetzt drauf ein?‘“
„Da ist es eigentlich schon schöner, wenn man zusammen auf der Couch chillen kann.“ – Charlotte
Welche Art von Kommunikation ein Videospiel vom spielenden Paar abfordert, hängt ganz vom Genre und Typ ab. Während man sich in Rollenspielen die Ziele und Missionen in einem gewissen Rahmen selbstbestimmt auswählen kann, sind die Aufgaben beispielsweise in Battle-Royale-Spielen oder MOBAs deutlich klarer verteilt. Dementsprechend zielgerichteter fällt dann auch die Kommunikation aus. Studentin Charlotte hat in der Vergangenheit viel „League of Legends“ gespielt, was für ihre letzte längere Beziehung nicht irrelevant war. Besonders nach dem ersten Kennenlernen war „LoL“ ein wichtiges und verbindendes Hobby, aber nicht immer harmoniestiftend.

„In kompetitiven Online-Spielen und gerade bei „League of Legends“ geht es ja um etwas. Wenn man da in der Rangliste spielt, ist das schon ein emotionales Thema unter „LoL“-Spieler*innen. Spielt man zusammen und einer strengt sich nicht so richtig an oder verkackt irgendwas, dann gibt es vielleicht nicht so richtig Zoff, aber es fallen schon Bemerkungen wie: ‚Streng dich doch mal mehr an!‘ oder ‚Nimmst du meine Elo nicht ernst?‘ Klar hat man manchmal ein bisschen schlechte Laune danach, wenn es nicht so gut lief, aber ich würde sagen, dass das nicht länger als eine Stunde andauert.“
Auch wenn man in „League of Legends“ eigentlich gemeinsam in einem Team spielt, ist es gerade der kompetitive Wettkampf, den sie in zukünftigen Beziehungen weniger sucht. Lieber gemütliche gemeinsame Entspannung, als dass jede*r alleine und gestresst vor dem eigenen PC sitzt: „Da ist es eigentlich schon schöner, wenn man zusammen auf der Couch chillen kann. Das würde ich mir in Zukunft schon eher wünschen.“ Da ist es überraschend, dass Charlotte „Sekiro: Shadows die Twice“, das gerade wegen seines hohen Schwierigkeitsgrades berüchtigt ist, als positives Beispiel anführt.
„Es ist so unglaublich schwer, dass man es gerade deshalb gut zusammen spielen kann. Wir haben uns dann immer abgewechselt. Jeder hat es mal versucht und es ist weniger frustrierend, wenn man sehen kann, dass der andere auch nicht viel besser ist als man selbst. Ich mag es auch, anderen Leuten beim Spielen zuzugucken, ich schaue auch Streams, deshalb finde ich das ganz schön, auf diese Art zusammen zu spielen.“
„Wir haben es mal ausprobiert, aber die Bottom Line ist, wir spielen nicht zu zweit.“ – Conrad
Gerade diese Art des Zusammenspielens, in der man eigentlich gar nicht wirklich zusammen spielt, ist für Anselm und Conrad die alltäglichste. Beide wohnen schon seit einigen Jahren zusammen und denken bereits ernsthaft über das Heiraten nach. Jedoch habe es erst eine Pandemie gebraucht, damit sie mal ein Spiel gemeinsam anfangen und beenden. Der eigentliche Auslöser dafür sei außerdem eine Freundin gewesen, die nicht in Berlin wohnt, mit der sie aber zusammen spielen wollten. Zwar hätten sie es in der Vergangenheit schon ausprobiert, aber das Fazit sei, so Conrad: „Wir spielen nicht zu zweit.“
Anselm: „Das liegt vor allem an den Videospielpräferenzen, wir beide mögen Rollenspiele, die nur im Singleplayer-Modus funktionieren. Das heißt also du mit deinen virtuellen Freunden, ihr müsst gemeinsam die Welt retten. Es wäre was anderes, wenn wir jetzt totale „DOTA“-Fans wären.“
Conrad: „Singleplayer-Rollenspiele sind halt wirklich nur Singleplayer. Wir haben im Sommer, und das war wirklich die große Ausnahme, zu dritt mit unserer Freundin „Divinity: Original Sin 2“ gespielt. Das war das einzige Mal, dass wir wirklich ein großes Rollenspiel zusammen spielen konnten. Die meisten Spiele erlauben das einfach nicht, vor allem gleichzeitig online und lokal.“

Dabei gebe es geschmacklich sogar eine ziemlich große Schnittmenge. „Xenoblade Chronicles“, „Persona 5“ und „Final Fantasy VII Remake“ haben zuletzt beide gespielt. So merkt Conrad an: „Das Interessante ist, wir spielen irgendwie auch zusammen, weil wir zum Beispiel „Fire Emblem: Three Houses“ parallel spielen. Ich für zwei, drei Stunden und später, wenn ich dann Richtung Bett aufbreche…“ „Schichtwechsel!“, wirft Anselm ein. “Genau, dann spielt Anselm zwei bis drei Stunden und wir erzählen uns dann gegenseitig, wo wir gerade sind und was bei uns passiert“, führt Conrad fort.
Selbst wenn nur einer von beiden ein Spiel aktiv selber spielen wolle, fände der andere in diesen Fällen häufig noch Unterhaltung im Zuschauen. So war Anselm stellenweise dabei, als Conrad „Uncharted 4: A Thief‘s End“ gespielt hat und habe es quasi als Kinofilm gesehen. Für die beiden ist es also weniger das gemeinsame Spielen, sondern das geteilte Interesse am Medium Videospiele, das sie verbindet.
Anselm: „Wir können einfach eine gute Anschlusskommunikation führen.“
Conrad: „Genau! Richtig! Weil wir halt auch viele ähnliche Spiele spielen. Also wenn Anselm jetzt komplett andere Spiele spielen würde als ich…“
Anselm: „Stell dir mal vor, wenn ich nur „FIFA“ spielen würde oder so.“
Conrad: „Boah, das wäre so furchtbar. Ich überlege die ganze Zeit, wie das so wäre. Das geht glaube ich gar nicht, das wäre ganz schön schlimm. Es mag zwar auf den ersten Blick so aussehen, als würde jeder von uns so sein Ding machen, jeder für sich. Aber das ist schon ein verbindendes Element.“
Anselm: „Es gibt eine Schnittmenge, die ist relativ groß, vielleicht so die Hälfte.“
Conrad: „Und ich finde ja das, was du sonst spielst, auch nicht uninteressant. Wenn Anselm jetzt nur Shooter wie „Call of Duty“ spielen würde und „FIFA“, gut okay, aber keine Ahnung, das ist halt auch einfach nicht gay. Seien wir ehrlich, wie viel Pech muss man haben, wenn man einen schwulen Mann datet, der auf „Call of Duty“ abfährt? Da hat man ein Unicorn gefunden! Das Anti-Unicorn unter den Unicorns! Das Pferd unter den Einhörnern hat man dann gefunden.“
Anselm: „Die Theorie ist noch nicht ganz autorisiert.“
Conrad: „Die ist noch nicht ganz ausgearbeitet.“
„Sie würden heulen vor Freude, wenn sie heimkommen würden und ihre Freundin hätte einen Controller in der Hand.“ – Steffen
Anders als Anselm und Conrad haben Anna und Steffen, die ebenfalls schon ein paar Jahre zusammen sind, aber noch nicht in einer gemeinsamen Wohnung leben, einen ziemlich unterschiedlichen Spielgeschmack. Während Steffen hauptsächlich Grind-lastige Online-Spiele à la „World of Warcraft“ zockt, spielt Anna am liebsten Rollenspiele mit einem großen Rätselanteil wie beispielsweise die „Legend of Zelda“-Reihe. Zu Beginn der Pandemie habe sie sich auch mal an „WoW“ ausprobiert, aber bald wieder aufgehört, da es ihr keinen Spaß gemacht habe. Dass er Anna für seine Spielvorliebe nicht begeistern konnte, könne Steffen aber verstehen. Gerade spielen beide häufig das kompetitive Online-Sammelkartenspiel „Hearthstone“ gegeneinander.

Steffen: „Dass es das einzige Spiel ist, das wir über einen längeren Zeitraum zusammen spielen, lässt sich darauf hinausführen, dass es free-to-play ist und auf unseren beiden Laptops funktioniert. Anna ist Konsolen-Gamerin und ich bin PC-Spieler. Da gibt es noch nicht so viel Lustiges, was wir an Cross-Plattform-Titeln gefunden haben.“
Anna: „Ich glaube, wir würden beide gern mehr zusammen zocken, weil wir das gerne als Zeitvertreib machen und natürlich auch Spaß daran haben, wenn wir etwas zusammen machen können. Oft haben wir Situationen, da spiele ich auf meiner Konsole und Steffen spielt am Laptop, so macht jeder sein Ding. Das ist schön, aber wir würden, glaube ich, beide gerne mehr zusammen machen und da ich ein Konsolenkind bin und Steffen ein Computerkind, finden wir oft nicht den gemeinsamen Nenner.“
Gerade die unterschiedlichen Hardwarepräferenzen erschweren das Zusammenspielen. Zockt man abwechselnd, sei es eben nicht optimal, wenn der oder die eine an der Hardware des oder der anderen für ein Level im Vergleich viel länger brauche, da die Steuerung Probleme macht. Doch trotz der Hürden, die sich durch die unterschiedlichen Plattformen ergeben, sehen beide Videospiele als ein Hobby, das sie auf positive Art und Weise miteinander verbindet.
Steffen: „Ich höre von meinen Kumpels, die super gerne zocken, sie würden heulen vor Freude, wenn sie heimkommen würden und ihre Freundin hätte einen Controller in der Hand und würde auf dem Sofa sitzen und sagen, sie muss noch eine Mission fertig machen. Gibt es aber nicht. Da bin ich einer der wenigen.“
Anna: „Ich finde das auch wichtig und sehr bereichernd, weil das einfach ein Teil von mir ist, weil ich damit großgeworden bin und ich das total schade finde, wenn mein Partner damit gar nichts anfangen kann und sagen würde: ‚Die Konsole muss weg, wenn ich komme‘. Das würde die Beziehung jetzt nicht mindern, aber manche Situationen weniger schön machen. So weiß ich einfach, dass mein Freund auch cool findet, was ich mache.“
„Heinrich, wie hältst Du´s mit der Spielerei?“ – Gretchen (so oder so ähnlich)
Die Frage, die in diesen Zeilen mal mehr, mal weniger explizit mitschwingt, ist keine geringere als Videospiele – gut oder schlecht für eine Beziehung? Natürlich wird schlussendlich deutlich, dass sich das ganze nicht pauschal beantworten lässt. Klar gibt es schöne und weniger schöne Aspekte, wenn der oder die Partner*in zockt. Dabei ist es wahrscheinlich am schmerzhaftesten zu sehen, wenn der Videospielkonsum problematisch wird und eine geliebte Person ihr Leben nicht mehr auf die Reihe bekommt. In viel kleinerem Maß ist es aber auch schade, wen eine*r der beiden die Faszination des* oder der anderen mit einem wahnsinnig kreativen Unterhaltungsmedium abwertet.
Beim gemeinsamen Spielen wird nicht immer alles glattlaufen. Es wird Probleme, Konflikte und auch Streits geben, wie in so vielen anderen Aspekten des Lebens auch. Aber Games bieten auch die Chance, das Ganze spielerisch zu betrachten und eröffnen einen Raum zur Verständigung, Klärung und zum Kompetenzgewinn. Wie viel Spaß das Ganze macht, hängt davon ab, welche Fähigkeiten die Partner*innen mitbringen. Dabei ist es wahrscheinlich von Vorteil, wenn die Kommunikation von vornherein schon funktioniert. Wenn nicht, lernt man es vielleicht beim Spielen.

So hat es bei mir „Animal Crossing“ gebraucht, bis ich formulieren konnte, dass ich mir in einer Partnerschaft die gleichen Rechte und ein Verhältnis auf Augenhöhe wünsche. Nachdem ich das Ganze noch einmal durchdacht und ausformuliert an meine Freundin herangetragen habe, war der Streit aus der Welt. Jetzt haben wir wieder gemeinsam Spaß auf unserer Insel und das Einzige, was uns runterzieht, ist der fallende Rübenkurs.